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Niederbronn-les-Bains (Niederbronn) (Dep. Bas Rhin /Alsace / Unterelsass)
Synagogue / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Niederbronn-les-Bains bestand eine jüdische Gemeinde bis ins 20.
Jahrhundert. Ihre Entstehung geht in das 18. Jahrhundert zurück. 1766
wurden 26 jüdische Familien am Ort gezählt, 1789 waren es 29 Familien mit
zusammen 135 Personen.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl jüdischer Einwohner wie folgt:
1807 174 jüdische Einwohner, 1846 336 (Höchstzahl jüdischer Einwohner), 1861
296, 1870 269, 1871 243, 1887 206, 1898 187 (in 53 Haushaltungen), 1903 178 (in
50 Haushalten; insgesamt hatte Niederbronn 3056 Einwohner). In den folgenden Jahrzehnten ging ihre Zahl stark zurück: 1910
wurden nur noch 131, 1918 134, 1936 82
jüdische Personen in der Stadt gezählt.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
jüdische Schule (jüdische Volksschule/israelitische Elementarschule bis 1909) und ein rituelles Bad. Die
Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Oberbrunnen (Oberbronn)
beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer,
teilweise zugleich auch ein Kantor
angestellt, der meist auch als Schochet tätig war. Von den Lehrern sind bekannt:
um 1887 S. Herrmann, um 1889/1899 B. Picard, um 1903 A. Levy (als Lehrer, Kantor
und Schächter bezeichnet). 1898/99 wurde die jüdische Volksschule noch von 24
Kindern besucht, 1903 noch von 20, 1909 von 10 Kindern. Von den Kantoren sind bekannt: um
1887/1903 Herr Caron.
Gemeindevorsteher waren: um 1887 M. Levy; um 1898 S. Ury, J. Kahn, J.
Levy, A. Netter; um 1903 S. Uri, H. Hirsch, S. Levy sen., J. Levy.
Die 1940 in der Stadt noch lebenden Juden wurden nach Südfrankreich deportiert.
Nach den Verzeichnissen der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem sind folgende
Personen umgekommen, die in Niederbronn geboren sind oder längere Zeit hier
gewohnt haben: Edme Edna Aaron (1921), Emil Aaron (1883), Lucie Aaron (1897), Suzette/Luzette Aaron
(1924), Edmund Bloch (), Bernard Blum (1880), Leon Blum
(1885), Charles Drejfuss (1874), Louise Grumbach (1905), Louis Gustave Keim (1871),
Paul Marcel Keim (1874), Helene Kern (1888), Blanche Fanny Lang
(1903), Agathe Levy (1883), Alice Julie Ellis Zoli Levy (1888), Andre Levy
(1921), Bertha Levy (1874), Camille Levy (1889), David Levy (1874), Gabriel Levy (1890), Gonthier Levy (1875), Juliette Levy (1878), Therese Levy (1895),
Raphael Lieb (1874), Florence (Florentine) Marx (1876), Charles Roos (1881),
Julie Zoli Samuel (1880), Georges Schwartz (1907), Caroline Stern (1897),
Gabriel Weil (1895), Myrtil Weil (1896), Yvonne Weil (1907).
Nach 1945
kehrte ein Teil der Überlebenden zurück und begründete die Gemeinde neu. 1965 hatte die klein gewordene
Gemeinde 35 Mitglieder.
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Schule
M. Bloqué gibt das Geld für die Gründung einer Schule in Niederbronn (1862)
Artikel in der "Monatsschrift für die Geschichte und Wissenschaft des
Judentums" Nr. 11 1862 S. 443: Niederbronn (Bas-Rhin). M.
Bloqué, ehemals Präsident der israelitischen Tempelverwaltung zu Paris,
hat hier, in seinem Geburtsorte, aus eigenen Mitteln eine Schule gegründet"" |
Vom Ende der Israelitischen Volksschule (1909)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Juli 1909:
"Niederbronn, 2. Juli (1909). Die hiesige israelitische Volksschule
wird, entgegen dem Beschlusse des Gemeinderats, nun doch nicht aufgehoben
werden, da sich der Ortsschulvorstand für deren weiteren Bestand
ausgesprochen und sich die Schulbehörde dieser Entscheidung angeschlossen
hat." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Juli 1909:
"Niederbronn, 19. Juli (1909): Der Gemeinderat hat in seiner letzten
Sitzung beschlossen, die hiesige israelitische Schule aufzuheben. Der
Grund dürfte in der ungenügenden Kinderzahl zu suchen sein. Der
jüdischen Gemeinde kam dieser Beschluss nicht unerwartet, da man schon
längst das Eingehen der Schule kommen sah." |
Zur Diskussion um die Auflösung
jüdischer Volksschulen, u.a. in Niederbronn (1909)
Artikel
in "Der Gemeindebote" vom 27. August 1909: "Straßburg,
18. August. In der letzten Zeit hat es den Anschein, als ob man es darauf
abgesehen hätte, die bestehenden jüdischen Elementarschulen des Landes nach
und nach verschwinden zu lassen. Die Gemeinderatsbeschlüsse betreffend der
Aufhebung der jüdischen Schulen mehren sich, ohne dass irgendwie Anstalten
getroffen werden, an anderen Orten lebensfähige Schulen als Ersatz
einzurichten. Bis jetzt ist es noch - allerdings mit großer Mühe - gelungen,
die gefährdeten Schulen in Schlettstadt,
Müttersholz und Niederbronn
zu erhalten. Nebenbei möge hier bemerkt sein, dass die Erhaltung der
jüdischen Schule in Niederbronn hauptsächlich dem energischen
Auftreten des dortigen katholischen Pfarrers zu verdanken sein soll. Über
kurz oder lang wird jedoch in genannten Gemeinden die Katastrophe eintreten,
und andere, wo die Kinderzahl auf ein Minimum herabgesunken ist, werden
folgen. Unbegreiflich erscheint jedoch die Tatsache, dass man es selbst in
Gemeinden wie in Winz(en)heim bei
Colmar, wo die Kinderzahl noch 30 beträgt und reichlicher Nachwuchs
vorhanden ist, wagt, im Gemeinderat die Auflösung der jüdischen
Elementarschule zu beschließen. Wo in Elsass-Lothringen ist es jemals
vorgekommen, dass auch nur der Gedanke aufkam, eine christliche Schule mit
30 Schülern eingehen zu lassen? Das Zustandekommen dieses Beschlusses
gewinnt erst dann an Interesse, wenn wir verraten, dass von den drei
Vertretern der jüdischen Angelegenheiten im Gemeinderat zwei für Auflösung
der jüdischen Schule stimmten, während der dritte bei der Abstimmung durch
Abwesenheit glänzte. Die Wiederherstellung der früheren Zustände, d.h.
Wiederanstellung eines jüdischen Klassenlehrers an den christlichen Schulen,
dem dann vielleicht außer Religion an die jüdischen Kinder noch einige
technische Fächer, wie Turnen, Zeichnen, Schreiben usw. übertragen werden,
ist keineswegs ein Ersatz für den Verlust, den die jüdische Gemeinde durch
Preisgabe ihrer Konfessionsschule erleidet, da dadurch die hiesigen Schulen
ihren christlichen Charakter absolut nicht einbüßen und von Simultanschulen
also auch dann nicht die Rede sein kann. Bei der geringsten Abnahme der
jüdischen Schüler könnte auch der jüdische Lehrer ganz verschwinden. Es wird
also Sache der Kultusverwaltung und des Konsistoriums des Oberelsass sein,
unverzüglich an maßgebender Stelle die nötigen Schritte zu tun, um das
selbst zu veranlassen, dass der in
Winz(en)heim gefasste Gemeinderatsbeschluss betreffend Aufhebung der
jüdischen Schule höheren Ortes nicht genehmigt werde." |
Die Auflösung der jüdischen Schule
in Niederbronn wird vom Bezirkspräsidium abgelehnt (1913)
Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 7. Februar 1913: "Niederbronn.
Der Auflösung der hiesigen jüdischen Schule, in der sich noch zehn Kinder
befinden, ist vom Bezirkspräsidium die Bestätigung versagt worden." |
Lehrer Ullmann wechselt von
Kolbsheim nach Niederbronn (1913)
Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 12. Dezember 1913: "Kolbsheim.
Nächste Woche verlässt uns unser Lehrer Herr Ullman, um seine neue Stelle in
Niederbronn anzutreten. Der Weggang dieses Herrn, der während der zwei Jahre
seines hiesigen Wirkens sich allgemeine Beliebtheit erworben hat, wird sehr
bedauert, umso mehr als kein Ersatz vorhanden ist. Die Schule - sie zählt
noch acht Schüler - wird vorläufig mit der katholischen Schule verbunden." |
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Erzählung aus der Zeit des
Dreißigjährigen Krieges (erschienen 1874)
Anmerkung: die Erzählung von Raphael Blum (damals Kantor in
Balbronn) aus der Zeit des Dreißigjährigen
Krieges im Elsass erschien in den Ausgaben 37-44 der "Israelitischen
Wochenschrift für die religiösen und socialen Interessen des Judentums"
(Magdeburg 1874). Inwieweit historische Informationen in die Erzählung
eingeflossen sind, ist nicht klar. Die Ausgabe Nr. 37, in der das Untenstehende
in Nr. 40 zusammengefasst wurde, konnte nicht eingesehen werden. Nachstehend
wird nur die Zusammenfassung des bisher Berichteten wiedergegeben, nicht die
weitere Erzählung selbst.
Artikel in der "Israelitischen Wochenschrift
für die religiösen und socialen Interessen des Judentums" Jg. 5 1874 Nr. 40 S. 333: "Feuilleton.
Wilde Zeiten und milde Herzen. (Wir rekapitulieren der neueingetretenen
Abonnenten wegen den in Nummer 37 gegebenen Anfang der Erzählung in aller
Kürze: es war im Herbst 1633, im Elsass wütete der Krieg; auch die jüdischen
Gemeinden waren der Plünderung und Lebensgefahr ausgesetzt. An einen
Gottesdienst am Rosch ha-Schana und selbst Jom Kippur war nicht zu denken.
Die kleine in Reichshofen,
Ober- und Niederbronn wohnhafte
Gemeinde hatte sich nach allen Richtungen zerstreut. Da nahte das Sukkotfest,
ein Esrog war nicht zu beschaffen. In
Reichshofen waren etwa 15 jüdische Familien, sie versammelten sich am
Morgen des ersten Sukkotfesttages beim Rabbi Jacob Aron, (der zwei Söhne,
Moses und selige, von 19 und 12 Jahren, und eine einzige, auch im
Hebräischen wohlunterrichtete, seit einem Jahre an den wohlhabenden Rabbi
Samuel Josef verheiratete Tochter, namens Beracha hatte); dieser sprach
Ihnen Mut zu, und empfahl Ihnen, einzeln und durch verschiedene
Nebengässchen und Hinterpforten nach der Synagoge zu gehen und, wenn auch
ohne Esrog, die Festgebete gekürzt, aber in erhöhter Andacht zu verrichten.)" |
Großzügige Spenden eines Herrn Bloqué aus Paris - darunter eine Bibliothek
für Niederbronn (1869)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. September
1869: "Der 'Courier du Bas-Rhin' vom 28. Juli enthält folgenden
Artikel datiert von Mertzviller:
Herr Bloqué aus Paris , welcher schon seit mehreren Jahren viel Gutes zur
Hebung des öffentlichen Unterrichts in einigen Gemeinden unseres Kantons
getan, hat jüngst weitere Beweise seiner Generosität geliefert.
Nachdem er im verflossenen Jahre den Gemeinden Niederbronn, Reichshoffen
und Mertzviller populäre
Bibliotheken geschenkt, hat er nunmehr auch eine solche in Gundershoffen,
durch eine einmalige Sendung von 200 Bänden gestiftet.
Außerdem hat er für die hiesige Schule (sc. Mertzviller)
zwei jährliche Preise für die besten Schüler der drei Konfessionen
gestiftet. Den vergangenen Sonntag hat er Darlehen von ja 100 Fr.an 25
junge Mädchen der Gemeinde verteilt.
Ehre dem edelmütigen Manne, welcher von seinem Vermögen eine so
nützliche Anwendung zu machen versteht." |
Bitte um Unterstützung für eine in Not geratene Familie durch Lehrer B. Picard (1898)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Mai 1898: "Dringende
Bitte! Heil denen, die Einsicht haben mit dem Armen! Eine
zahlreiche, israelitische, arme Familie ist durch mehrfache
Krankheitsfälle aller Mittel entblößt. Die einzige Stütze, ein braver
Sohn, der seit einigen Jahren Kinder- und Bruderpflicht in vollem Maße
erfüllt, ist nunmehr selbst schön längere Zeit von einer furchtbaren
Krankheit heimgesucht; nur noch einem Skelett sieht er ähnlich. Dennoch
gibt der Arzt Hoffnung, durch stärkende Nahrung und Getränke, sowie
baldigen Aufenthalt in einem Luftkurort ihn zu retten. Leider fehlt aber
beinahe das tägliche Brot. Die Hilfsmittel der kleinen Gemeinde sind
bereits bis aufs Äußerste erschöpft. Edle Glaubensbrüder, öffnet Eure
Hand, denn dringende Hilfe tut Not!
Gaben wolle man gefälligst an den Unterzeichneten einsenden. Niederbronn
(Elsass), den 10. Mai 1898. B. Picard, Lehrer.
Auch die Geschäftsstelle des Israelit ist gerne bereit, Gaben in Empfang
zu nehmen und an Herrn Lehrer Picard abzuführen." |
Ergebnisse von Kollekten in der
jüdischen Gemeinde (1893)
Mitteilung
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. April 1893: "Niederbronn.
Durch Lehrer B. Picard, Ertrag einer Purim-Sammlung von: Sara Israel 3.50,
Irma Levy 3, Gabriele Levy 3, Constance Levy 1.01, Andrea Bloch 0.33,
Arthur Roth 1.50, zusammen 12.34 Mark. " |
|
Mitteilung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Oktober 1893: "Niederbronn
im Elsass. Durch Lehrer B. Picard, Challa-Geld von den Frauen: Rachel
Levy 2.35, Sara Israel 1.20, Juliette Levy 0.70, Adele Dreifuß 0.60, Reine
Ury 1, Minna Levy 1, Jeanette Roth 2.35, Babette Braun 1.20, Estelle Levy
1.25, Sophie Löb 1.20, Karoline Picard 1.50, Karoline Levy 1, Sophie Levy
1.30, Karoline Bernheim 0.85, Melani Levy 0.90, Philippine Blum 2, Leoni
Blum 2, Jeanette Blume 1.20, zusammen abzüglich Porto 23.30 Mark, wovon 1.30
Mark für M"S ?"
|
|
Mitteilung
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Mai 1894: "Niederbronn
im Elsass. Durch Lehrer B. Picard, Challa-Geld von nachgenannten
Frauen: Mathilde Dreyfuß 1.40, Pauline Weill 1.40, Karoline Levy 1.50, Adele
Dreyfuß 2, Melanie Levy 1, Babette Braun 1.75, Juliette Lewy 1.24,
Philippine Blum 1.60, Reine Ury 1.20, Celestine Kauffmann 2, Minna Levy
1.30, Estelle Levy 2, Rachel Levy 2.40, Jeanette Roth 2.40. Sophie Levy
1.40, Jeanette Blum 1.40, Sophie Löb 1.40, Sara Israel 1.40, Karoline Picard
1.50, Leonie Blum 1.20, Frau Durieux 1.01, zusammen abzüglich Porto 32.20
Mark, wovon 1.20 Mark für die Talmud Tora-(schule in der Heiligen
Gemeinde Metz?." |
Berichte zu einzelnen
Personen aus der Gemeinde
Zum Tod von Hayem Bloch, Mitglied des Konsistoriums von Paris (gestorben
in Niederbronn 1860)
Artikel in "Ben Chananja" vom 15. Oktober 1860: "Paris,
im Oktober. Am 20. vorigen Monats starb zu Niederbronn Hayem Bloch,
Mitglied des Konsistoriums von Paris. Sein Begräbnis fand unter
ungewöhnlicher Teilnahme am 24. in Paris statt. An seinem Sarge sprachen:
beim Eintritte in den Gottesacker Herr Albert Cohn; am Grabe Herr
Baron Gustav von Rothschild, Präsident des Pariser Konsistoriums, und
die Rabbiner Ulman und Isidor. Der Selige starb in seinem
57.Lebensjahre, und war wegen seines biederen Charakters, seiner
Frömmigkeit, seiner Umsicht und seiner, keinen Unterschied des Glaubens
kennenden Wohltätigkeit, allgemein geachtet und geehrt. Er hat dem
israelitischen Spitale in Metz 1500 Fr., dem Komitee der Wohltätigkeit 3000
Fr. legiert (Nach den Arch. Isr.)." |
Hohe Anerkennung für Herrn Schillio, Theaterdirektor usw. in Niederbronn (1864)
Anmerkung: beim genannten Herrn Schillio handelt es sich um eine jüdische
Persönlichkeit, über den jedoch keine weiteren biographischen Angaben gefunden
werden konnten.
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. September 1864: "Niederbronn,
im August (1864). Jüngst wurde einem unserer Glaubensgenossen von den
Einwohnern und Badegästen eine Ovation gebracht, wie solche in hiesiger
Stadt bis jetzt noch wenigen zuteil geworden.
Herr Schillio, einer der Musikdirektoren des Straßburger Theaters und
kürzlich zum Musikchef der Feuerlöschmänner jener Stadt ernannt, ist ein
ausgezeichneter Künstler; dessen Kompositionen sind ebenso anmutig als sein
Spiel wundervoll und allenthalben wird sein Talent geschätzt und gewürdigt.
Herr Schillio hat seit drei Jahren die Leitung des Orchesters und die
Direktion des Theaters in hiesiger Stadt während der Badesaison übernommen.
Durch die einsichtsvolle und gewissenhafte Erfüllung seiner Aufgabe sowie
durch die verschiedenen Einrichtungen, die er getroffen, um den Kurgästen
den Aufenthalt dahier angenehm zu machen und zu deren Unterhaltung
beizutragen, hat er der hiesigen sehr bedeutenden Badeanstalt einen noch
größeren Aufschwung gegeben, so dass die Zahl der Gäste bedeutend
angewachsen. In diesem Streben und in seinen Unternehmungen wird der junge
Direktor aber auch von der Stadtverwaltung und besonders von dem Herrn Maire
(Bürgermeister), einem sehr aufgeklärten Manne und trefflichem
Administrator, kräftig unterstützt. Die Einwohner und Badegäste, um ihm
einerseits einen Beweis ihres Dankes und ihrer Zuneigung zu geben,
versammelten sich nun am Vorabend seines Geburtsfestes unter seinen Fenstern
auf dem Promenadenplatz, welcher prächtig beleuchtet war. Die Musik und die
Sänger des Theaters, welchen sich noch andere Musikdilettanten und
Gesangfreunde anschlossen, spielten und sangen abwechselnd während beinahe
anderthalb Stunden, und nach einem ihm zu Ehren gebrachten Fackelzuge wurde
ein prächtiges Feuerwerk abgebrannt. Blumensträuße ohne Zahl und schöne
Geschenke wurden von allen Seiten dem Gefeierten hingebracht und
Belustigungen aller Art endigten den für jedermann fröhlichen Abend.
Herr Schillio, tief gerührt, sprach vom Balkon herab einige Worte des
Dankes, die mit einem lauten Vivat erwidert wurden." |
Im Krieg 1870/71 ist auf ein jüdischer Soldat
namens Levy aus Niederbronn gefallen (1872)
Mitteilung in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 13. Februar 1892:
"Französische Soldaten jüdischer Religion.
...
Levy, aus Niederbronn, verwundet, starb zu Orleans..." |
Spenden von Herrn Bloqué für die
Bibliothek in Niederbronn (1867)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. September 1867: "Paris.
Herr Bloqué, langjähriger Präsident der Administration des Tempels zu Paris,
dem verschiedene Gemeinden im Elsass schon viele Wohltaten verdanken, hat
der Gemeinde Niederbronn 600 Bücher und der Gemeinde
Merzviller 200 Bücher zurück
Gründung von Bibliotheken geschenkt. (Univ. Isr.)" |
Zum Tod von Salomon Ury, langjähriger Präsident der
Kultusgemeinde (1905)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 8.
Dezember 1905: "Niederbronn im Elsass. Hier starb plötzlich
der Rentner Salomon Ury, Bruder des Oberrabbiners in Straßburg. Der
Verstorbene gehörte früher dem Gemeinderate an, war lange Jahre
Präsident der israelitischen Kultusgemeinde und bis zuletzt Mitglied des
Vorstandes der Sparkasse. Er war ein streng rechtlicher, allseits
geachteter Mann." |
Kaufmann Josef Loeb wurde in den Gemeinderat gewählt
(1908)
Mitteilung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 3. Juli 1908: "Niederbronn. Kaufmann Josef Loeb
wurde in den Gemeinderat gewählt." |
Zum Tod des aus Niederbronn
stammenden Pariser Schuldirektors Jacques Fleur (1909)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 28. Mai 1909: "Paris.
Hier verschied im Alter von 70 Jahren der aus Niederbronn im Elsass
gebürtige Jacques Fleux, ehemaliger Direktor der Gustav de
Rothschild-Schule und in Auxerre Professor Leon Levy, Schwiegersohn
des Oberrabbiners von Frankreich." |
Goldene Hochzeit von Hermann und
Eugenie Dreyfuß (1910)
Anmerkung: es handelt sich um den Kaufmann Hermann Dreyfuß und seine Frau
Eugénie geb. Lévy, die Eltern von Dr. Isaak Dreyfuß (geb. 1862 in
Mertzwiller, gest. 1940 in Saumur,
Maine-et-Loire). Dreyfuß studierte an der Universität und dem Rabbinerseminar
Straßburg und war von 1889 bis 1891 Rabbiner in
Fegersheim, 1892 bis 1900 in
Brumath, 1900 bis 1939 in Sarreguemines/Saargemünd.
1939 zog er nach Saumur.
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 21. Januar 1910:
"Straßburg. In Niederbronn feierten Hermann Dreyfuß und
Frau Eugenie, die Eltern Rabbiners Dreyfuß in Saargemünd, die goldene
Hochzeit." |
Zum Tod des aus Niederbronn stammenden Straßburger Oberrabbiner Adolf Ury (1915)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. September 1915: "Straßburg
im Elsass, 29. August (1915). Am 24. August verschied nach kurzem
Krankenlager Oberrabbiner Adolf Ury. Mit ihm verliert die hiesige Gemeinde
einen von hohem Idealismus erfüllten Seelsorger, den Pflichttreue und
unermüdlicher Fleiß, Herzensgüte und Friedensliebe in gleicher Weise
auszeichneten. Sowohl in der Gemeinde wie als Vizepräsident des
Konsistoriums des Unter-Elsass und zahlreicher jüdischer und
interkonfessioneller Körperschaften und Anstaltsverwaltungen entfaltete
er eine überaus vielfältige und segensreiche Tätigkeit, die ihm die
Wertschätzung und Liebe der ganzen hiesigen Gemeinde und des ganzen
Konsistorialbezirkes und die Achtung und das Vertrauen seiner Mitbürger
ohne Unterschied des Glaubens erwarb. 1854 in Niederbronn im Elsass
geboren, hatte Ury das Gymnasium in Buchsweiler, dann das Rabbinerseminar
in Paris besucht, wirkte als Rabbiner zuerst in
Lauterburg, später in
Brumath, von wo er auch gleichzeitig an dem früher hier befindlichen
Rabbinerseminar als Lehrer der Exegese tätig war; bis 1900 war er sodann
Oberrabbiner in Metz, in welchem Jahre er hierher berufen wurde. Als an
Stelle des Landesausschusses der elsass-lothringische Landrat trat. wurde
er als Vertreter der drei Konsistorien in die Erste Kammer gewählt; er
gehörte außerdem u.a. dem Bezirksunterrichtsrat und dem Armenrat der
Stadt Straßburg an und war Ritter des Roten Adlerordens 4. und
Kronenordens 3. Klasse. An der am Freitag erfolgten Beerdigung nahmen
u.a. der stellvertretende Kommandierende General, ein Vertreter des
Kaiserlichen Statthalters, des Ministeriums, aller kirchlichen,
staatlichen und städtischen Behörden teil. Bei der Trauerfeier in der
Synagoge schilderten der hiesige Rabbiner Dr. Marx und Ober-Rabbiner
Dr. Netter - Metz Charakter und Wirken des Entschlafenen. In der
Leichenhalle des neuen israelitischen Friedhofes sprachen sodann noch der
Präsident des Unterelsässischen Konsistoriums, Justizrat Dr. Schmoll im
Namen des Konsistoriums, der Gemeindeverwaltung und sämtlicher jüdischer
Vereine und Anstalten; Bankier Mannheimer für das Oberelsässische
Konsistorium, Fabrikant Bing für den Fürsorgeverein für
entlassene Strafgefangene; Rabbiner Dr. Levy - Hagenau als
ältester Rabbiner im Namen der Berufsgenossen und Rabbiner Dr.
Dreyfuß - Saargemünd für die Familie." |
|
Artikel in "Der Gemeindebote" vom 8. September 1915: "Straßburg
im Elsass, 1. September. Am 24. vorigen Monats verschied nach
vierwöchigen Krankenlager an Herzlähmung Oberrabbiner Adolf Ury. Mit
ihm verliert die hiesige Gemeinde einen von hohem Idealismus erfüllten
Seelsorger, den Pflichttreue und unermüdlicher Fleiß, Herzensgüte und
Friedensliebe, wahre Frömmigkeit und Duldsamkeit in gleicher Weise
auszeichneten. Als Geistlicher, als Vizepräsident des Konsistoriums des
Unterelsass, als Mitglied zahlreicher jüdischer und interkonfessioneller
Körperschaften und Anstaltsverwaltungen entfaltete er eine überaus
vielfältige und segensreiche Tätigkeit, die ihm die Wertschätzung und Liebe
der ganzen hiesigen Gemeinde und des ganzen Konsistorialbezirkes und die
Achtung und das Vertrauen seiner Mitbürger ohne Unterschied des Glaubens
erwarb. Davon legte beredtes Zeugnis die Teilnahme an der Beerdigung ab, die
Freitagvormittag stattfand und mit einer Trauerfeier in der Synagoge begann.
Bis auf den letzten Platz war das große Gotteshaus besetzt. Unter den
Teilnehmern sagt man den stellvertretenden kommandierenden General Ritter
Hentschel von Gilgenheimb; der kaiserliche Statthalter war vertreten
durch den vortragenden Rat Dr. Dieckhoff, das Ministerium durch
Unterstaatssekretär Dr. Frenken; einen Hauptmann als Vertreter des
Herrn Gouverneurs der Straßburger Festung; ferner waren erschienen
Bezirkspräsident Pöhlmann, der Präsident des Oberkonsistoriums der Kirche
Augsburger Konfession Freiherr von der Goltz, der Generalvikar des
Bistums Jost, Beigeordneter Dr. Timme, Ministerialrat Dr.
Laucher, Regierungsamtmann Dr. Ahrendts als Vertreter des
Polizeipräsidenten, eine Abordnung des städtischen Armenrats und andere,
sodann fast sämtliche Rabbiner des Unterelsass und Lothringens,
während aus dem oberelsässischen Sperrgebiet nur einer hatte kommen können,
sowie der Präsident des oberelsässischen Konsistoriums Bankier Mannheimer
und für das lothringische Konsistorium Bankier Beer. Bei der
Trauerfeier, die mit Gesang eingeleitet und geschlossen wurde, schilderten
der hiesige Rabbiner Dr. Marx und Oberrabbiner Dr. Netter -
Metz Charakter und Wirken des in Entschlafenen. In der Leichenhalle des
neuen israelitischen Friedhof sprachen sodann noch der Präsident des unter
elsässischen Konsistoriums Justizrat Dr. Schmoll im Namen des
Konsistoriums, der Gemeindeverwaltung und sämtlicher jüdischer Vereine und
Anstalten, Bankier Mannheimer für das oberelsässische Konsistorium,
Fabrikant Bing für den Fürsorgeverein für entlassene Strafgefangene,
Rabbiner Dr. Levy - Hagenau als ältester Rabbiner im Namen der
Berufsgenossen und Rabbiner Dr. Dreyfuß Saargemünd für die Familie,
worauf die sterbliche Hülle des Entschlafenen neben der seiner Gattin und
eines Sohnes, die beide vor zwei Jahren ihm im Tode vorausgegangen waren, in
die Gruft gesenkt wurde. Ehre seinem Andenken! 1849 in Niederbronn im
Elsass geboren, hatte Uri das Gymnasium in
Buchsweiler, dann das Rabbinerseminar
in Paris besucht, wirkte als Rabbiner zuerst in
Lauterburg, später in
Brumath, von wo aus er auch gleichzeitig
an dem früher hier befindlichen Rabbinerseminar als Lehrer der Exegese tätig
war; bis 1900 war er sodann Oberrabbiner in Metz, in welchem Jahre er
hierher berufen wurde. Als an Stelle des Landesausschusses der
elsass-lothringische Landtag trat, wurde er als Vertreter der drei
Konsistorien in die erste Kammer gewählt; er gehörte außerdem unter anderem
dem Bezirksunterrichtsrat und dem Armenrat der Stadt Straßburg an und war
Ritter des roten Adlerordens vierter und des Kronenordens dritter Klasse." |
Weitere Berichte zu seinem Tod auf der
Seite zu Brumath.
|
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige des Hotels / der Pension Meyer Plato
(1933)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. September 1933: "Niederbronn
les Bains (Vogesen). Hotel-Pension Meyer-Plato. Streng Koscher,
unter Aufsicht Seiner Ehrwürdigen Rabbiner Brunschwig, Strasbourg.
Bestbekannte Küche, fließendes Wasser in sämtlichen Zimmern. Auch über
Feiertag geöffnet. Grosse Synagoge am Platze. Nachsaisonpreise -
Voranmeldung erwünscht." |
Anzeige zur Heirat von Gretel
Frankenthal und Leo Lehmann (1935)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Juli 1935: "Statt
Karten Baruch Haschem
Die Vermählung unserer Kinder Gretel und Leo
die - so G"tt will / im jirzä haschem - Sonntag, 13. Tamus 5695
/14. Juli 1935 Uhr in Niederbronn les Bains, Hotel Meyer
stattfindet, beehren wir uns, Verwandten und Freunden hierdurch
bekanntzugeben.
Hermann Frankenthal und Frau
Emil H. Lehmann und Frau
Frankfurt am Main Königswarter Straße 12
Strasbourg Ave des Vosges 62
Etwaige Ablösung von Glückwünschen zu Gunsten des Schaare Zedek Hospitals,
Jerusalem erbeten. " |
Zur Geschichte der Synagoge
Eine Synagoge wurde 1833 erbaut. Sie erwies sich jedoch wenige Jahrzehnte
später als zu klein für die damals stark gewachsene Gemeinde. Auch war sie
Anfang der 1860er-Jahre in einem baufälligen Zustand. Im Januar 1862 wurde die
Synagoge geschlossen. Seit 1863 wurde eine neue Synagoge in maurischem Stil erbaut, die am
22.
September 1869 eingeweiht werden konnte.
Während des 2. Weltkrieges wurde die Synagoge unter der deutschen Besatzung von
Nationalsozialisten verwüstet und ausgeplündert. Nach
1945 wurde sie wieder als Synagoge eingerichtet. Nachdem sie jedoch immer
weniger benutzt wurde, ist sie 1989 verkauft worden. Eine Abschiedszeremonie fand am 21.
April 1991 statt. Die katholische Kirchengemeinde baute das Gebäude zu einem
Gemeindezentrum um (foyer paroissial catholique).
Adresse/Standort der Synagoge: Rue de Elisabeth Eppinger, 67110
Niederbronn-les-Bains.
(Stadtmitte unmittelbar gegenüber der katholischen Kirche)
Link
zu den Google-Maps
Fotos
Historische
Ansichten |
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Historische
Ansichtskarten von Niederbronn vom Anfang des 20. Jahrhunderts mit der
Synagoge; Ausschnitt rechts
mit freundlicher Genehmigung aus der Website von Frantisek Bányai: www.judaica.cz) |
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Die ehemalige
Synagoge im Mai 2004
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 13.05.2004) |
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Die ehemalige
Synagoge von Westen mit dem Eingangsportal |
Das Gebäude von
Süden. Das hier aufgestellte
Kruzifix zeugt von christlicher
Unsensibilität |
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Das Gebäude von
Osten mit der
Nische des Toraschreines |
Das Gebäude
von
Nordosten |
Hinweisschild
am
Eingang |
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Unmittelbar bei
der Synagoge ist einer
der Parkplätze des Stadtzentrums |
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Die
ehemalige Synagoge
im September 2009
(Fotos: Otmar Frühauf, Breitenthal, Aufnahmedatum 6.09.2009) |
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Blick
auf das ehemalige Synagogengebäude mit dem umgebenden Zaun |
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Westfassade der
ehemaligen Synagoge |
Das Eingangsportal |
Die Fensterrosette
über dem Eingangsportal |
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Hinweistafel |
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Blick von
Süd/Südost |
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Blick von Südosten |
Blick von Süden |
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Andernorts
entdeckt:
im jüdischen Friedhof in Luxemburg |
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Grabstein
für Sophie Gougenheim geb. Netter,
geb. in Niederbronn-les-Bains am 16. Juni 1861, gest. in Mersch am 2. Mai
1933. |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
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Michel
Rothé / Max Warschawski: Les Synagogues d'Alsace et leur Histoire.
Ed. 'Chalom Bisamme' Jerusalem 1992.
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Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Niederbronn-les-bains
(German Niederbrunnen) Bas-Rhin dist. In 1766, there were 26 Jews in
Niederbronn-les-Bains. The local synagogue was inaugurated in 1869. In 1936, the
community numbered 82 members. During worldwar II, they were expelled to the
south of France with the rest of Alsac-Lorraine Jews. The local synagogue was
damaged. Nineteen Jews were deported. In 1965, there were 35 Jews in
Niederbronn-les-Bains.
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